Schon im Frühjahr 2020 beklagten viele Eltern das schlecht organisierte Homeschooling. Die digitale Ausstattung ließ vielerorts zu wünschen übrig, zu wenig Kontakt seitens der Schulen verstärkte zunehmend das Gefühl, alleingelassen worden zu sein. Es hat sich einiges getan seit dem vergangenen Jahr – aber längst ist nicht alles gut.
Lernen auf Distanz: Nur 60 % der Schulen haben ein Konzept für die Schüler-Lehrer- Beziehung auf Distanz
Wie Homeschooling heute im Vergleich zu den Schulschließungen vor einem Jahr aussieht, zeigt der Schulbarometer Spezial, eine repräsentative Umfrage des Robert Bosch Instituts. Die wichtigsten Learnings im Überblick:
- Fast zwei Drittel der Schulen nutzen digitale Möglichkeiten, um neue Lerninhalte zu vermitteln (etwa Erklärvideos) – im Frühjahr 2020 waren es noch 36 Prozent
- Drei von vier Schulen nutzen digitale Lern- und Arbeitsplattformen.
- Lehrer*Innen sehen den größten Verbesserungsbedarf bei der technischen Ausstattung der Schüler*Innen, Lehrer*Innen und Schulen. Zudem bemängeln sie fehlende Kenntnisse der Lehrer*Innen im Umgang mit digitalen Werkzeugen.
- Nur 60 Prozent der Schulen haben ein Konzept, um den Kontakt mit den Schüler*Innenn und Eltern aufrechtzuerhalten.
Schüler*Innen mit Lernschwierigkeiten fehlt die gewohnte Struktur
Kinder mit Lernschwierigkeiten fallen sehr oft durchs Raster. Nur knapp ein Viertel der Schulen sorgt hier mit speziellen Konzepten für eine individuelle Förderung – der Rest wird im Alltag leider oft abgehängt. So mancher Lehrer ist in Zeiten der Pandemie einfach untergetaucht und war nicht mehr erreichbar. Auch beschränken sich nicht wenige Lehrer*Innen darauf, nur einmal pro Woche oder sogar in noch längeren Abständen Aufgaben zu verteilen – Kontakt: Fehlanzeige. Für die Betroffenen ein heftiger Schnitt: Nicht nur, dass für viele Familien wichtige soziale Auffangnetze weggefallen sind, geht so für die Kinder auch die für sie so wichtige Struktur verloren.
Die individuelle Förderung der Schüler*Innen leidet
Der Alltag von Kindern mit dem Lernen auf Distanz könnte nicht unterschiedlicher gestaltet sein – Bildungsgerechtigkeit sucht man vergebens. Es überwiegen je nach Schule und Lehrer*In die folgenden Konzepte:
- Arbeitsblätter: Der/ die Lehrer*In stellt für die kommende Woche Arbeitsblätter zusammen, mit denen sich die Kinder den Lernstoff selbst erarbeiten und einüben sollen.
- Digitales Lehren: Die Lehrer*Innen nutzen digitale Lernplattformen, um den Kindern Arbeitsmaterial sowie digitale Angebote (etwa Lernvideos, webbasierte Lernprogramme) zur Verfügung zu stellen. Fast die Hälfte der Lehrer*Innen nutzt digitale Tools, um sich mit den Schüler*Innenn auszutauschen und gelöste Aufgaben zu korrigieren.
- Digitaler Unterricht: Die Schulen setzen Plattformen wie MS Teams oder BigBlueButton ein, um mit den Kindern mehr oder weniger „normalen“ Unterricht via Videokonferenz zu machen. Vom Unterricht per Stream macht jeder vierte Lehrer*Innen Gebrauch – im ersten Lockdown waren solche Formate noch echte Raritäten.
Das Problem ist nur: Kinder mit besonderem Bedarf bekommen bei allen drei Szenarien nicht die Förderung, die sie benötigen. Jede familiäre Situation, jede persönliche Herausforderung ist anders und entsprechend muss auch die individuelle Förderung angepasst werden.