Liebe Eltern,
liebe Schüler*innen,
liebe Kolleg*innen;
hier sitzen Sie, Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen am ersten Schultag im Jahr 1 nach Corona. Oberflächlich, aus heutiger Sicht gesehen „als sei nichts geschehen“. Und es macht den „gefühlten“ Eindruck, als ginge alles seinen gewohnten Gang wie vorher. In Wirklichkeit aber haben uns diese 21/4 Jahre in erheblicher Weise mitgenommen, die Schüler*innen, die Eltern und die Lehrer*innen.
Schauen sie mal in die folgende Schilderung:
Montag, 13. März 2023
Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Prof. Lothar Wieler – Präsident des Robert-Koch-Institutes Berlin, treten vor die Mikrofone der Bundespressekonferenz und erklären kurzerhand das Ende der Corona-Pandemie. So dann erfolgt eine umfassende Darlegung über Verlauf, Auswirkungen, wissenschaftliche Aspekte etc. Wieler erläutert, dass sich die Pandemieauswirkungen auf eine Betroffenen-Gruppe bis dato in der Presseöffentlichkeit kaum wahrgenommen wurde. Es handelt sich um Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen.
Und zwar im Zusammenhang mit deren Belastung bei der häuslichen, außerschulischen Betreuung, ihrer Kinder und ferner im Hinblick darauf, wie sehr Kinder unter den Pandemiemaßnahmen – insbesondere dem schulischen Lockdown regelrecht gelitten haben, wegen fehlender sozialer Kontakte in die Schülerschaft.
Herr Wieler macht das wahre Ausmaß des Leidens konkret an Zahlen deutlich, er sagt, dass besonders jene, die im Hinblick auf schulische Auswirkungen, schnelle und wirksame Hilfe am nötigsten gehabt hätten, seien in der therapeutischen Betreuung besonders kurzgekommen. So hätten Jugendliche als psychosoziale Folgen der Pandemie fast doppelt so lange auf einen Therapieplatz warten müssen wie vor Corona– nämlich nun 25 statt 14 Wochen. Die gleichen Kinder hätten während Corona eine 50%ige Verschlechterung in ihrer psychischen Symptomatik in Kauf nehmen müssen. Weitere Folge sei eine 25%ige Zunahme von expansiv-oppositionellem Schülerverhalten. Schließlich erwähnt er eine exorbitante Zunahme von Konzentrationsmängeln und von Motivationsproblemen sowie die ständige Unruhe und Rastlosigkeit und die Zunahme regelwidrigen Verhaltens.
So stark war die Überforderung der Eltern
Eine besondere Verstärkerwirkung sehen die Forscher vom Robert-Koch-Institut darin, dass Eltern mit Berufsbindung plus schulischer nachmittäglicher Parallelbetreuung, erheblich überfordert gewesen seien. So konnten lehrerseitige Homeschooling-Angebote selbst in intensiver Form von nur ca. 50% der Eltern wirksam und stressfrei umgesetzt, angewendet und verwertet werden. Dies wiederum habe zur Auflösung von gewohnten Tagesstrukturen in den Elternhäusern geführt, und so dann schnurstracks bei häuslichem Betreuungsmangel zu einer zirkulären Eskalation, insbesondere bei unangekündigtem Unterrichtsausfall.
Fokus auf die Rolle der Lehrer*innen
Hier habe sich gerade zu Beginn der Pandemie bei den Lehrer*innen eine Ideen- und Konzeptlosigkeit bei der Gestaltung von Homeschooling und Distanzunterricht gezeigt. Die Pandemie-Geschädigten-Schülerjahrgänge weisen bis zu 70% Lernrückstände auf, ohne dass es inzwischen adäquate Aufholkonzepte oder -programme für die pandemiebedingten Lernrückstände gäbe.„Wir müssen davon ausgehen, dass wir am Ende ein, wenn nicht sogar zwei komplette Schülerjahrgänge „verlieren“, bei denen die Aufarbeitung nicht vorhandener Lehrplaninhalte „im Sande verläuft.“ So der Vorsitzende des Deutschen Lehrerbandes.
Drei wichtige Erkenntnisgewinne
- Pädagogisch-therapeutische Unterstützung ist für alle Beteiligten (für Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen) zwingend und sofort geboten, wenn wir nicht möchten, dass psychiatrische Störungen und Verhaltensprobleme bei den Kindern über Jahre hinaus persistieren, heißt, über Jahre hinaus fortdauern und im schlimmsten Fall sich als nicht therapierbar entwickeln.
- Zu dem Sofortleistungsprogramm für Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern gehört das konzentrierte und auf die persönlichen Bedürfnisse eines jeden einzelnen Schülers abgestimmte Lehren und Lernen.
- Individuelle Schülerbetreuung in einer von positiver Lehrer-Schüler-Beziehung geprägten Unterrichtsatmosphäre gehört zum Standard.
Kleine Klassen sind enorm wichtig
An der HEBO-Privatschule steht das Konzept des Unterrichts in kleinen Klassen unverzichtbar ganz oben an. Gemeint sind damit allerdings nicht 28 statt 34 Schüler pro Klasse, sondern wie wir es seit Gründung unserer Schule bis zum heutigen Tag seit 45 Jahren praktizieren: weniger als durchschnittlich 15 Schüler pro Klasse. Diese kleinen Klassen erst machen ein individuelles Eingehen auf jedes einzelne Kind möglich. Denn damit ist es möglich dem natürlicherweise immer gegebenen individuellen unterschiedlichen Lernverhalten selbst einzelner Schüler*innen gerecht zu werden.
Langsam Lernende – aus welchem Grund auch immer – sollen eben nicht zurückgelassen werden, sollen nicht aus Zeitgründen übersehen werden, sollen eben nicht Lehrer*innen und Mitschüler*innen zur „Last“ fallen und damit Gefahr laufen nicht nur noch größere Lernrückstände wie durch Corona in Kauf nehmen zu müssen. Die Folge des zusätzlichen Nicht-Mitkommens hätte katastrophale Auswirkungen auf Motivation, Erfolgszuversicht und zunehmend schlechter werdendem Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Aus der Corona-Katastrophe würde geradezu zwingend eine erweiterte Lern- und Motivationskatastrophe erwachsen.
Kleine Klassen ermöglichen das Prinzip des Förderns, Helfens und zunehmend individualisierten Lernens
Erst in signifikant spürbar kleineren Klassen wie mit 15 statt mit 28 Schülern ist ein in Realzeit lehrerseitiges Erkennen von kleinsten sich bildenden Lernlücken zu sich ausweitenden Lernrückständen möglich. Immer wieder erfahren wir bei neuen Schüler*innen, dass aus kleinstem „Nichtkapieren“ zunächst kleine Lücken, sodann größere Lernrückstände, am Ende ganze Lernbereichs-Defizite geworden sind:
- von denen Lehrer*innen nichts mitbekommen konnten,
- die bei 32 Schüler*innen kaum angesprochen werden können,
- bei denen bereits Eltern den Anschluss oder Überblick im Rahmen ihrer Nachmittagsbetreuung verloren haben.
In unseren Minigruppen mit 15 Schüler*innen kann sich eine Lehrkraft mit der geschuldeten Aufmerksamkeit nicht nur einzelnen Schüler*innen zuwenden, er läuft auch nicht Gefahr, dass, wenn er sich einem Schüler zuwendet, dann nicht 28 andere hinter seinem Rücken den pädagogischen Vulkanausbruch proben. Das ist an der HEBO-Privatschule ein unschätzbarer didaktischer-methodischer Vorteil und für die Schüler*innen der Garant, dass auf kleinste Lücken sofort reagiert werden kann.
Erst die Überschaubarkeit einer kleinen Lerngruppe ermöglicht es uns, erbrachte Schülerleistungen überhaupt erst mitzubekommen, sodann eine solche Leistung anzuerkennen und je nach dem im Klassenverband als positiv hervorzuheben und dabei zu neuer Anstrengung und gesteigerter Motivation zu bringen.
Dies hat obendrein den pädagogischen Vorteil, dass jener Schüler der bislang möglicherweise im Klassenverband sehr wenig positive Zugehörigkeits-/Integrationserfahrungen hatte, diese hier und jetzt ohne Aufschub bekommt.
Schon wenn es unseren Lehrer*innen nur einige Male am Tag gelingt verständnis- und anerkennungsvoll, stressfrei und echt verschiedenen Schüler*innen im Unterrichtsgeschehen mit Blickkontakt und ohne Hast zu begegnen, wird sich für die ganze Lerngruppe das Erleben einstellen, welches die Grundlage einer förderlichen empathischen Lehrer- Schüler-Beziehung ist. Nämlich, dass Schüler*innen zuverlässig erfahren, dass ihre Lehrer*innen sie wahrnehmen, akzeptieren und dass ihnen die Beziehung zu den Schüler*innen mindestens so wichtig ist wie der Lehrplan und das didaktisch-methodische Zeitraster der Unterrichtsstunde.
Lehrer*innen müssen abwarten können bis auch ein schwächerer oder langsamerer Schüler seinen Beitrag geäußert hat. Es mag sein, dass man dadurch angeblich „Zeit verliert, aber nur scheinbar verliert, denn, Schule ist zwar auch, aber nicht nur dazu da, Wissen zu vermitteln. Sie hat auch einen, im besten Sinne des Wortes, pädagogischen Auftrag. Und in kleinen Klassen ist es möglich, viele Schüler durch eigenes Lehrerverhalten zu lehren, wie wichtig es ist, u.a. auf andere einzugehen, Rücksicht zu nehmen, Mitschüler*innen und Mitmenschen so anzunehmen und anzuerkennen, wie sie sind. Inklusive integrative Pädagogik – nicht aussondern, nicht ausgrenzen, nicht vernachlässigen, sondern einbeziehen, berücksichtigen, achten.
Kleine Klassen führen zu Erfolg
Das wir mit und in kleinen Klassen Berge versetzen können und wollen, beweise ich Ihnen in folgenden Zahlen: Die Prüfung zur mittleren Reife haben:
- 49 von 50 Schüler*innen im Schuljahr 2021/2022
- 53 von 54 Schüler*innen im Schuljahr 2022/2023
bestanden.
In diesem Sinne wünsche ich allen neuen Schüler*innen eine individuelle Förderung und erfolgreichen Unterricht in unseren kleinen Klassen.
Alles Gute und viel Erfolg im neuen Schuljahr 2023/2024
Ihr
Prof. Dr. h.c. Hans Biegert, Schulgründer